Der ganz normale Volleyball-Wahnsinn –
Und doch immer wieder schön!
Jeden Mittwoch um 15.30 Uhr vor der Zehnthalle von Aschach: 10 sportbegeisterte Mädchen im Alter von 8 – 10 Jahren warten auf ihren Volleyballtrainer und begrüßen ihn per Handschlag, mit strahlenden Augen und erwartungsvollen Gesichtern. Einige kommen schon seit zwei Jahren, drei seit mehr als einem Jahr und zwei Mädels aus Steinach sind erst seit einem Monat dabei.
Die 90 Minuten Training vergehen wie im Flug. Ballgefühl wird verbessert, Beweglichkeit angebahnt und natürlich die doch recht komplizierte Volleyball-Technik vermittelt. Am Ende dann immer noch ein kleines Spiel: Vom anfänglichen „Ball über die Schnur“ bis eben zu ersten Spielversuchen im Volleyball. Die Muttis oder Vatis spüren die Begeisterung ihrer Kleinen und nicht selten – besonders bei Dunkelheit oder bei Regen – steht dann das Taxi nach Trainingsende schon bereit. Ein kurzes Wort wird mit dem Trainer gewechselt und dann geht’s nach Hause zum Abendessen.
Der Verein hat die Girlys für die Jugendmeisterschaften der U 12 in drei Mannschaften angemeldet. Stolze Besitzer eines Spielerpasses mit Passbild und eigenhändiger Unterschrift sind sie und natürlich wollen sie alle dabei sein, wenn es dann ab Juli zu den Spielen der Kreismeisterschaft geht. Nach jedem Spieltag kehren sie dann mit noch mehr Eifer und Freude ins Training zurück und haben sich längst den nächsten Spieltermin rot im Kalender angestrichen.
Natürlich ist es schön, wenn man bei der Meisterschaft einen guten Platz belegt und so manches Spiel gewonnen hat. Aber auch Niederlagen bleiben nicht aus und viel schneller trocknen Tränen im Schoß von Mama oder Papa, die in diesem Alter ihrer Kinder noch regelmäßig als Begleitung erwünscht sind und diese Rolle voller Elternstolz auch gerne annehmen.
Am vergangenen Wochenende war es wieder mal soweit für ein solches Kreisfinale der weiblichen Volleyball-Jugend U 12. Von den ursprünglich gemeldeten 11 Mannschaften in dieser jüngsten Altersgruppe hatten nach den Gruppenspielen 2 Teams ihre Teilnahme absagen müssen. Denn eines ist klar: Im Alter dieser Mädels wechseln die Kinder ihre Vorlieben und Freizeitaktivitäten noch sehr häufig. Auch die Aschacher Volleyball-Abteilungsleiterin, Tanja Other, kann ein Lied davon singen: „Das kostet ja immer einen Haufen Geld und viel Arbeit! Für jede Mannschaft muss ein Meldegeld bezahlt werden. Jede Spielerin braucht einen Spielerpass. Trikots müssen angeschafft und immer wieder auch mal neue Bälle gekauft werden. Und dann verlangt der Verband auch noch saftige Strafen für das Nichtantreten einer Mannschaft – selbst in diesem zarten Alter der Mädels! Das müsste eigentlich nicht sein! So verkrault man die Vereine!“
Der Termin stand lange fest, aber ein Ausrichter, der am 17. November eine Halle mit drei Feldern zur Verfügung stellen könnte, wurde nicht gefunden. So entschlossen sich 10 Tage vor der Meisterschaft Tanja Other und Trainer Walter Kuhn dazu, die Spiele parallel in der Aschacher Zehnthalle und in der Schulturnhalle von Bad Bocklet auszutragen. Vereinsvorstand, Gemeindeverwaltung und Volleyballverband wurden informiert und gaben Grünes Licht. Die Organisation konnte beginnen.
Die an der Meisterschaft beteilgten Vereine wurden informiert, der Spielplan für die drei Felder ausgearbeitet und zum Aushang auf DIN A3 vergrößert. Für jedes der vorgesehenen 12 Spiele benötigt man einen Spielberichtsbogen, jede Mannschaft erhält eine Urkunde und etwas Süßes als kleine Anerkennung. Die zusätzlich benötigten Anzeigetafeln und Antennen sagten Hammelburg und Wollbach zu und brachten sie zum Spieltag mit. Tanja Other kümmerte sich um Muttis, die Kuchen backten und sie spendierten. In beiden Hallen sollten Spielerinnen und Begleiter die Möglichkeit erhalten, Getränke, belegte Brötchen, Kaffee und Kuchen zu kaufen und so erklärten sich einige Eltern bereit, ihren Sonntag zu diesem Dienst hinter der Verkaufstheke zu verbringen.
Da die U 12 auf Kleinfeldern spielt, die in keiner normalen Halle mit Linien markiert sind, ist es erforderlich, diese 12 Meter mal 6 Meter großen Felder am Abend vorher abzukleben. Dies erledigten unter Walter Kuhns Anleitung die Damen der 1. Mannschaft und ihre Freunde am Samstagabend nach ihrem Spieltag in Fuchsstadt und vor dem Disco-Besuch in Bad Kissingen. Dabei wurden auch die beiden Netze in Bad Bocklet quer zum normalen Volleyballfeld aufgebaut und behelfsmäßig aber doch so gespannt, dass exakt die Netzhöhe von 2,10 m gegeben war. In der Aschacher Zehnthalle konnte dies erst am Sonntag Morgen geschehen, denn am Abend war die Halle noch bis in den späten Abend hinein durch ein Tischtennis-Heimspiel belegt.
Am Spieltag selbst trafen sich die beiden Hauptorganisatoren schon um kurz nach halb neun zufällig in der Zehnthalle. Die Abteilungsleiterin stellte bereits alle Sachen zusammen, die jedesmal für die Bewirtung in Bad Bocklet dorthin gebracht werden müssen: Tassen, Teller, Milch und Zucker, die Wasser- und Limokästen, die beiden Kassen, Waschschüsseln, Handtücher usw. Der Trainer sorgte sich um die richtige Netzanbringung und übergab dann das Kommando in der Zehnthalle an Vanessa Markart, die für den geordneten Ablauf der Spiele und für die Betreuung der Mannschaft Aschach III sorgen sollte.
Als dann wenig später in beiden Hallen die letzten Vorbereitungen getroffen waren, die Spielpläne ausgehängt und letzte Linien geklebt waren, jede Spielerin ihr Trikot hatte, fehlten nur noch die Gastmannschaften. Und sie kamen – aber leider nicht alle! Zwei Mannschaften aus Gaukönigshofen tauchten nicht auf. Demzufolge war die gesamte Planung der Spielreihenfolge über den Haufen geworfen. In Aschach fand gar nur ein einziges Spiel um Platz 6 statt, das die TV/DJK Hammelburg gegen Aschach III gewann. Schnell war man also dort fertig und wechselte nach Bad Bocklet zum Zuschauen.
In der dortigen Schulturnhalle reagierte man schnell auf die Tatsache, dass hier jetzt nur noch 5 Teams auf zwei Feldern ihren Meister ermitteln konnten. Man entschloss sich, jeder gegen jeden zu spielen. Der Spielplan hierfür war rasch erstellt, die Spiele konnten beginnen. Und fast hätte es gleich in der ersten Begegnung eine faustdicke Überraschung gegeben: Auf Feld 1 trafen die beiden Mannschaften des TSV Aschach aufeinander. Und es sah lange nach einem Sieg der 2. Mannschaft aus, die diesmal von Carina Baier liebevoll betreut wurde. Übergroße Nervosität ließ Aschachs Erste zunächst nicht zu ihrem Spiel finden. Nach verlorenem 1. Satz lag eine Sensation in der Luft. Zwar ging der zweite Durchgang klar an die Favoriten Klara und Lisa und Trainer Walter Kuhn konnte sogar seine beiden Steinacher Neulinge mal zum Kurzeinsatz bringen, aber dann kam es eben zum Entscheidungssatz. Mit Ach und Krach rettete sich Aschachs 1. Mannschaft zum 15:13 Sieg. Aber der erste verlorene Satz sollte später bei der Endabrechnung um Platz 1 noch eine Rolle spielen.
Auf dem anderen Feld hatte inzwischen das Duell der beiden Wollbacher Mannschaften seinen erwarteten klaren Sieger ergeben. TSV Wollbach I war also bestens gerüstet und begab sich mit großem Selbstvertrauen in das Derby gegen Aschachs Erste. Schnell war der erste Satz gewonnen. Nun aber begannen Aschachs Spielerinnen endlich damit, wirklich Volleyball zu spielen und das Blatt konnte sich wenden. Im entscheidenden 3. Satz setzte sich schließlich doch Wollbach I mit 15:13 ganz knapp durch.
In den weiteren Spielen zeigte der TSV Röttingen, dass man auch im Ochsenfurter Gau gute Nachwuchsarbeit leistet. Mit zwei 2:1 Siegen gegen Aschach II und Wollbach I sowie einer knappen 2:1 Niederlage gegen Aschach I spielten die Röttinger Mädels das Zünglein an der Waage. Die 2. Mannschaft des TSV Wollbach konnte zwar in diesen Vierkampf nicht eingreifen, enttäuschte die mitgereisten Fans aber keineswegs.
Bei der abschließenden Siegerehrung blickte Walter Kuhn noch einmal mit Dank zurück auf die Tage der Vorbereitung. Den Spielerinnen gratulierte er für ihr in fleißigem Training erworbenes technisches Können und ermutigte sie, nun einen weiteren Schritt zu gehen und dazu über zu gehen, jeden Ball dreimal zu spielen, so wie es Wollbach I und Aschach I phasenweise schon umsetzen können. Deshalb erhielten diese beiden Mannschaften auch verdient die Urkunden für die ersten zwei Plätze. Den zahlreichen Helfern hinter den Kulissen, den Trainern und Betreuern und den Fahrern wurde ein Wort des Dankes gewidmet.
Kreismeister der U 12 wurde also der TSV Wollbach I mit 9 Punkten vor dem TSV Aschach I mit 8 Punkten. Gemeinsam mit Röttingen und Aschach II werden sie den Kreis Ost im Januar bei den Bezirksmeisterschaften vertreten.
Als die Mannschaften längst schon wieder abgereist waren, machten die Verantwortlichen in beiden Hallen wieder „Klar Schiff“ und jeder, der eine solche Veranstaltung schon einmal durchgezogen hat, kann sicherlich verstehen, wenn einer sagte: Der ganz normale Volleyball-Wahnsinn halt – Aber schön war´s!