Der Zusammenschluss der beiden Fußball-Abteilungen war die Initialzündung auf dem Weg zum Erfolg.
Mit Fußballvereinen ist es manchmal wie mit Pflanzen – ein radikaler Schnitt verhilft zu umso prächtigeren Blüten. Das gilt auch für den TSV Aschach und den TSV Bad Bocklet, die vor der Saison eine Spielgemeinschaft gründeten und nun als Meister der B-Klasse Rhön 1 in die A-Klasse aufsteigen. Das war nicht zu erwarten, die Aschacher waren gerade in die B-Klasse abgestiegen, wo die Bockleter im Mittelfeld ihr Dasein fristeten. Beide Teams bekamen kaum noch elf Spieler zusammen, die Spielgemeinschaft war eine Notwendigkeit. Gespräche hatte es schon früher gegeben, doch der Schritt wurde erst nach der Saison 2013/14 vollzogen. Ein gutes Omen bei der Geschichte – der letzte große Erfolg wurde 2001 als Meister der A-Klasse gefeiert – als SG Aschach/Bad Bocklet.
Chemie hat gepasst
Für den Zusammenschluss blieb nicht viel Zeit. „Da gebührt den sportlichen Leitern Thomas Kraus (Bad Bocklet) und Stefan Metz (Aschach), der mittlerweile Vorsitzender ist, ein dickes Lob. Sie haben die Hauptarbeit geleistet“, betont Bocklets Vorsitzender Mario Samko. „Die Zusammenarbeit war von Beginn an hervorragend“, sagen Stefan Metz und Thomas Kraus. Hauptziel war ein möglichst rasches Zusammenwachsen der Vereine. „Der Aufstieg war kein Thema und jetzt stehen wir auf dem Platz an der Sonne, das ist ein Traum“, freut sich Mario Samko. Die Entwicklung hat schnell eine Eigendynamik entwickelt, die Harmonie half. „Schon bei der Vorstellungsrunde waren 29 Mann beim Training, das war überragend“, erinnert sich Stefan Metz. Der Erfolg stellte sich rasch ein. „In der Hinrunde haben wir teilweise glücklich gewonnen, aber in der Rückrunde sind wir bärenstark aufgetreten“, meint Mario Samko rückblickend.
Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg leistete Trainer Uwe Wende, der mittlerweile den Verein verlassen hat. „Uwe Wende hat den Grundstein gelegt, hat die Mannschaft geformt, eine neue Aufstellung gefunden und schließlich das Team dadurch zum Erfolg geführt“, sind sich Mario Samko und Stefan Metz einig. „Jan Voll und Stephan Buschbacher haben das System mit der Raute von hinten nach vorne als Spielertrainer fortgeführt und lediglich kleine Korrekturen vorgenommen.“
Dass die Bockleter und Aschacher gemeinsam glänzend feiern können, stellten sie nach dem entscheidenden 7:2-Sieg in Oberwildflecken eindrucksvoll unter Beweis. „Wir haben einen Party-Ausschuss im Team, der Phantastisches geleistet hat“, erzählt Christian Rossmann, dass Christian „Pablo“ Balling und Fabian Götz da federführend waren. Während der Vorstand noch zurückhaltend blieb, hatte „Pablo“ die Initiative übernommen und quasi über Nacht die Meistershirts organisiert. „Am Montag und Dienstag haben die Handys gebrummt, in der WhatsApp-Gruppe wurden die verschiedenen Größen und alles andere geklärt“, erinnert sich Michael Schultze, der jetzige sportliche Leiter der Aschacher. Der Beflocker lieferte pünktlich und 52 Shirts waren in Oberwildflecken mit an Bord.
Drei Stunden dauerte der Autokorso von Oberwildflecken ins Bad Bockleter Sportheim. „Wir haben in jedem Dorf Station gemacht“, blickt Christian Rossmann zurück, der selbst in inniger Umarmung mit der Dame im Bockleter Brunnen gesichtet wurde. Im Sportheim wurde die Nacht zum Tag gemacht, die Musik war dabei so „dezent“, dass sich Bürger in Windheim (!) bei der Polizei beschwerten. Pech hatten die Feiernden, die bestritten zu laut zu sein, dass ein junger Ordnungshüter mit dem Musikgeschmack vertraut war und alleine drei kurz zuvor gespielte Titel aufzählen konnte. Die Polizisten nahmen sich die Zeit, einen von vielen Anwesenden gewünschten Röhrchen-Test durchzuführen. Lediglich zwei Personen waren fahrtauglich – und das war nur eine Momentaufnahme. Zwei Tage später standen viele Autos noch immer auf dem Parkplatz vor dem Sportheim. „Der Geruch, der einem da entgegen schlug, wenn man die Türen öffnete, war alles andere als angenehm. Durchgeschwitzte Trikots, noch mit Bier und Sekt getränkt, kochten da in der Sonne…“, erinnert sich Christian Rossmann. Und die Feierlichkeiten gehen weiter, sowohl beim Fest zum 95-jährigen Bestehen des TSV Steinach als auch bei der Bad Bockleter „Lebensart“ ist das Meisterteam vertreten.
Marco Bocklet kehrt zurück
Die Bockleter und Aschacher blicken optimistisch in die Zukunft. Mit Armin Winzig, der zu Saisonbeginn den SV Wildflecken coachte, wurde ein neuer Trainer verpflichtet. Als Neuzugang steht Marco Bocklet fest, der vom TSV Steinach zurückkehrt. Einziges zu lösendes Problem ist die Torwartfrage, denn André Dippacher hat es als Lehrer nach Schongau verschlagen und die Nummer zwei Martin Edler muss sich als junger Vater häufiger um den Nachwuchs kümmern, da seine Frau am Wochenende oft arbeitet. „Wir haben mittlerweile so viele Spieler und eine überragende Trainingsbeteiligung, dass wir uns überlegen eine zweite Mannschaft für die B-Klasse zu melden“, verrät Mario Samko. Eine endgültige Entscheidung soll nach einer Besprechung mit den Spielern fallen. Ein Vorteil wäre, dass mehr Spieler Wettkampf-Praxis sammeln und sich für die Erste empfehlen könnten. So hätte die frisch erblühte Pflanze auch noch einen Ableger hervorgebracht.